Escrima - Übersicht

Escrima – Philippinischer Stock- und Messerkampf


Escrima, auch als Arnis oder Kali bekannt, ist die Kunst des philippinischen Waffenkampfs im allgemeinen und des Stock- und Messerkampfs im besonderen. Auf den etwa 7000 Inseln der Philippinen wird diese Kunst seit Jahrhunderten in mehr als 100 Stilen betrieben.


Im Jahr 1521 versuchte eine kleine Flotille spanischer Schiffe unter Führung des berühmten Seefahrers Ferdinand Magellan die Philippinen für die spanische Krone in Besitz zu nehmen, wurde aber von den Eingeborenen mit Stöcken, Speeren und Macheten erfolgreich zurück geschlagen.Magellan und die Hälfte seiner Männer fanden dabei den Tod.


Dabei bewiesen die Philippinos die Effizienz ihrer Waffensysteme und mussten sich erst später den Spaniern geschlagen geben, als diese vermehrt Schusswaffen einsetzten. Auch nach der spanischen Eroberung, pflegten die Eingeborenen trotz eines Verbots durch ihre

Besatzer ihre Kampfkünste weiter und verbesserten sie sogar, indem sie Einflüsse aus anderen Waffenkampfsystemen integrierten. Durch den regen Handel mit den philippinischen Inseln gelangten Waffentypen und Techniken aus Indien, China, Japan, Europa und der arabischen

Welt in das Escrima und bereicherten diese Kunst.


Im späten 20. Jahrhundert verbreitete sich das Escrima über die USA in die ganze Welt und kam in den siebziger Jahren auch nach Deutschland. Anfangs widersetzte sich diese Kunst der Versportlichung und bewahrte sich damit ihre ursprüngliche Wirksamkeit, was viele

Kampkünstler faszinierte. Doch im Zuge der zunehmenden Kommerzialisierung des Kampfsports veränderte sich das Profil der philippinischen Kampfkünste sehr schnell. Der Bogen spannte sich vom Wettkampf mit Schutzausrüstung bis hin zur Esoterik und sprach zusehends

eine Klientel an, die die frühere Effektivität und Kampfrelevanz nicht mehr schätzte und das Bild des Escrima in der Öffentlichkeit negativ prägte. Die Tatsache, dass viele philippinische Meister auf diesen Zug aufsprangen war dem Ansehen des Escrima keinesfalls zuträglich.


In der heutigen Zeit wird es zunehmend schwieriger ernst zu nehmendes Escrima zu finden, aber auch Schüler zu finden, die an realistischem Stock- und Messerkampf interessiert sind. Die Ronin- Ryu- Bujutsu versuchte gleich nach ihrer Gründung diesem Missstand entgegen

zu steuern und nahm Escrima in ihr Programm auf.



Hidalgo Bravo Escrima in der Ronin-Ryu-Bujutsu


Seit ihrer Gründung im Frühling 1987 bietet die Ronin-Ryu-Bujutsu auch Escrima im Rahmen ihres Trainingsprogramms an. Gemäß ihrem Grundsatz: absorb what is useful wird in der Ronin-Ryu ein eigener Stil (Escuela)gelehrt, der undogmatisch und pragmatisch versucht, das Beste aus den traditionellen Escrimastilen in einem schlüssigen und schnörkellosen Gesamtkonzept zu vereinen.


Wie viele sehr alte Stile haben auch die verschiedenen Escrimaschulen die Tendenz entwickelt, zu erstarren, sich unkritisch der Lehrmeinung bestimmter Meister anzuschließen, oder nur einzelne Aspekte des weitgefächerten Spektrums zu betonen. In einer Zeit in der selbst das Escrima immer mehr in Richtung Show, „ Stöckchen wirbeln“ und Wettkampf geht, betont der Hidalgo Bravo Stil den kämpferischen Part und den Realitätsbezug. Spezialität unseres Stils ist der Gebrauch des Espada y daga (wörtlich: Schwert und Dolch), der sich vom spanischen Rapier- und Dolchfechten herleitet. Dabei werden entweder je ein Baston und ein Messer oder je eine Machete und ein Messer benutzt. Diese Disziplin gilt in vielen Stilen als Königsdisziplin und wird beim Hidalgo Bravo besonders gepflegt. Zwei Weitere Disziplinen, die vor allem von fortgeschrittenen Schülern und Meisteranwärtern geübt werden, sind der Gebrauch der Doppelmacheten und der Doppelmesser. Der angehende Escrimador erlernt zuerst die 12 Grundschläge und -schnitte des Escrima und befasst sich überwiegend mit Baston, Palo de dos manos und dem Messer. Diese 12 Grundtechniken lassen sich auf fast alle Waffen übertragen und bilden die Basis dieser Kunst. Das gesamte Waffenarsenal des Hidalgo Bravo Stils umfasst etwa 18 verschiedene Waffen, die je nach Leistungsstufe unterrichtet werden, und der ursprünglichen Vielseitigkeit des philippinischen Waffenkampfes Rechnung tragen sollen.


Ergänzend zu den Waffentechniken werden auch waffenlose Abwehrtechniken gegen Waffenangriffe gelehrt. Dabei kommen Kickboxtechniken (Sikaran) und Grapplingtechniken (Dumog) zum Einsatz. Da viele Schüler der Ronin-Ryu zusätzlich waffenlose Kampfkünste betreiben, fällt ihnen dieser Teil des Escrimatrainings meist sehr leicht. Umgekehrt verbessert Stocktraining auch wiederum das Reaktionsvermögen und die Beinarbeit in den waffenlosen Künsten. Die Ronin-Ryu bleibt mit dieser Art, Escrima zu betreiben ihrem Prinzip der vielseitigen und authentischen Kampfkünste treu.