Jeet Kune Do - Übersicht

In den 1960er Jahren entwickelte der bekannte Kampfkünstler Bruce Lee einen eigenen, modernen Kung-Fu Stil. Lee hatte in Hongkong, seiner Heimatstadt, im Alter von 13 Jahren mit Wing-Chun Kung-Fu, beim Altmeister dieser Kunst Yip Man, begonnen. Bei zahlreichen Straßenkämpfen merkte er, dass sich Wing-Chun zwar hervorragend in der Nahdistanz eignet, aber im Kampf auf andere Distanzen große Lücken aufweißt. Er sammelte auch Erfahrungen im westlichen Boxen und andern Kung-Fu Stilen. Im Alter von 18 Jahren übersiedelte Lee nach Amerika und unterrichtete dort einen ersten eigenen Kung-FU Stil, den er Jun-Fan Kung-Fu nannte und bei dem er sich neben einer soliden Wing-Chun Basis auch am klassischen Kung-Fu orientierte.


Mit dem Ergebnis noch nicht vollständig zufrieden ging er neue Wege und entwickelte seinen individuellen Stil Jeet-Kune-Do (Weg der abfangenden Fäuste). In diesem Stil kombinierte er die Nahkampf-Techniken und Reflexübungen (Chi-Sao) des Wing-Chun für die Nahdistanz mit Techniken aus dem Boxen für die mittlere Distanz und fügte Tritte aus dem Karate, Kick-Boxen und Tae-Kwon-Do für die langen Distanzen hinzu. Darüber hinaus integrierte er spezielle Handtechniken und schmerzhafte Nervengriffe (Dim-Mak) aus dem klassischen Kung-Fu. Da er selbst erfahren hatte, dass viele Faustkämpfe auf dem Boden enden, erlernte er bei der amerikanischen Judo- und Wrestlinglegende "Judo" Gene le Belle Wurf- und Bodenkampftechniken (Grappling).
Aus all diesen Teilkomponenten entwickelte er ein schlüssiges und wirkungsvolles Gesamtkonzept, das der Totalität des Kampfes Rechnung trug. In der Folgezeitversuchten auch Stile wie das europäische Ju-Jutsu und das israelische Krav-Maga dieses Konzeptzu imitieren, schafften dies jedoch gar nicht oder nur Teilweise

Aufgrund seiner Vielseitigkeit kann Jeet-Kune-Do bei Bedarf dem Boxen, Ringen oder Karate ähneln und versucht einen potentiellen Angreifer mit den ihm bekannten Techniken zu besiegen. Bis zu Bruce Lees Tod 1973 folgte dieser Stil der Philosophie seines Begründers, dass man zum Kampf einfache geschmeidige Technikenbenutzen sollte und Akrobatik sowie Show-Effekte für den realistischen Kampf unbrauchbar sind. Nach seinem Tod allerdingsentwickelten sich innerhalb des Jeet-Kune-Do zwei grundlegende Strömungen. Die eine, bekanntere, wird von seinem späteren Meisterschüler Dan Inosanto (Oakland) vertreten der Jeet-Kune-Do zwarbekannt machte, es aber zugleich sehr erfolgreich kommerzialisierte und durch Beifügung moderner Modestile verwässerte und seiner Substanz beraubte. Die andere weniger bekannte Strömung geht auf Lees ersten amerikanischen Schüler Jesse Glover (Seattle) zurück. Auch wenn diese dem gegenwärtigen Zeitgeschmack nicht entspricht, so bewahrt sie doch das Vermächtnis Bruce Lees authentischer als die Vorgenannte. Die Ronin-Ryu bietet Jeet-Kune-Do seit 2003 in ihrem Trainingsprogramm an und folgt dabei der Version von Glover.

Zwarsah auch Lee das Jeet-Kune-Do als evolutionäre Kampfkunst und liess jedem Instrukteur einen gewissen Freiraum für persönliche Vorlieben (add whatis specifically your own), allerdings führte dies weltweit zu einer Welle von Pseudokreativität und Verfälschung der ursprünglichen Idee. Viele heutige Jeet-Kune-Doka beherrschen nur noch rudimentäre Grundtechniken oder einzelne Teilaspekte und führen damit Bruce Lees ursprüngliche Idee vom umfassend ausgebildeten Kämpfer ad absurdum. Die Zukunft wird zeigen welchen Weg Jeet-Kune-Do gehen wird und in welche Richtung es sich entwickelt.